czytałem o tym:
Autorin : Sabina Wolf
Zusatzinformationen Druckversion
Tatort Supermarkt. Die Verbraucher sind verunsichert. Denn in Italien sind 70 Millionen Liter gepanschter Billigwein aufgetaucht. Ist dieser Wein auch bei uns? Das wollen wir wissen und kaufen italienischen Wein beim Discounter. Keine Flasche teurer als 2 Euro 50. Weil Italien dem Schnellwarnsystem der EU meldet, dass kein gepanschter Wein exportiert wurde, werden bei uns keine außerordentlichen Kontrollen angeordnet. Doch die Konsumenten sind skeptisch:
�Ich glaub nicht, dass es sicher ist.�
�Es gibt ja immer wieder solche Leute, die Lebensmittel fälschen oder verfälschen.�
�Ich glaub', in Deutschland ist noch nichts vorgekommen, oder?"
Um das herauszufinden, macht report MÜNCHEN den Test und beauftragt die Firma Isolab unsere Stichprobe zu untersuchen. Wir wollen wissen: sind auch hier Weine im Handel, die so verfälscht worden sind, wie es der in Italien zuständige Staatsanwalt aus Tarent in seinen Ermittlungsakten beschreibt, nämlich durch eine � Zitat -
��mehrfache Verletzung der Vorschriften, Zu- und Beigabe(n) von Säuren und/ oder weinfremden Stoffen��
Wer macht so was? Pantscht Wasser, Alkohol, Zucker, Säure und Trauben zu einem unbekömmlichen Gesöff zusammen? report MÜNCHEN liegt eine Liste italienischer Aufkäufer der verdächtigen Weine vor. Auch deutsche Discounter sollen zu den Kunden zählen.
Rückblick: November 2007. Die Bäckerinnung Neapels verschenkt Brot an die Bürger der Stadt. Sie will damit alarmieren: die Camorra lässt Brot in Krematorien backen! Ein Wahnsinn! Kauft sauberes Brot bei Innungsbetrieben, so das Motto der Aktion damals! Bei dieser mutigen Demonstration gegen das organisierte Verbrechen lernen wir den Mafiajäger Tommaso Pellegrino und den Landwirtschafts-Assesor Francesco Borrelli kennen.
Vergangenen Freitag treffen wir beide wieder. Das apulische Verbrechersyndikat Sacra Corona Unita soll sogar eine Chemiefabrik zur Produktion des schmutzigen Weins unterhalten. Dass der nur in Italien verkauft wird, bezweifelt der Mafiajäger.
Tommaso Pellegrino, Anti-Mafia Kommission des italienischen Parlaments: �Es gibt eine Globalisierung der Mafia und sie hat ihre Finger im Weinexport. Sie rechnet damit, dass es in Deutschland leichter ist, gepanschten Wein abzusetzen, weil die Kontrollen schlecht sind.�
Lebensmittel zu panschen und zu fälschen, das ist der Gipfel der Skrupellosigkeit.
Francesco Emilio Borrelli, Landwirtschaftassesor, Provinz Neapel: �Das perverse daran ist, dass diese Leute nur daran denken schnelles Geld zu machen und nicht an die Unversehrtheit der Menschen und an den Schaden für die ehrliche Wirtschaft.�
Wir recherchieren in Brüssel weiter. Dort beobachtet die Weltzollorganisation mit Sorge, dass sich die Lebensmittelkriminalität, ob durch Verfälschung oder Piraterie, zu einem hochrentablen Geschäftszweig entwickelt hat. Auf dem Tisch: beschlagnahmte Fälschungen. Vor allem Massenware betroffen ist.
Christophe Zimmermann, Weltzollorganisation, WCO: �Es gibt zwei Gründe, die das erklären. Die Fälscherorganisationen investieren ja nicht einfach irgendwo. Erstens: sie wollen Geld verdienen. Zweitens, sie wollen Geld waschen! Seit vier, fünf Jahren gibt es eine regelrechte Fälscherindustrie im Lebensmittelbereich.�
Gefälschte Lebens- und Genussmittel, sogar Tafelwasser, aus China zu uns nach Europa geschmuggelt, vom griechischen Zoll beschlagnahmt. Doch was, wenn solche Ware durchrutscht?
Wolfgang Schmitz, Zollkriminalamt: �Faktisch ist das so, dass die Waren, wenn sie einmal im Binnenmarkt der EU drinnen sind, nicht mehr Zollkontrollen unterliegen. Die höchste Hürde ist natürlich die Außengrenze der EU, das was dort kontrolliert wird von Zollbehörden, das kann noch mal überprüft werden, danach wird es sehr schwierig.�
Auch hierzulande mischen Kriminelle im Fälschergeschäft mit. Razzia in einer Lagerhalle in Hamburg am 23. Januar dieses Jahres. Ein Zufallsfund. Eigentlich, so erklären die Zollfahnder Axel Hirth und Dietmar Schulze beim Ansehen der Beschlagnahmebilder, hatten sie dort unversteuerte Zigaretten vermutet: �Da hinten kommt die Dusch, Kloeinheit��
Sie staunen nicht schlecht, als sie eine dreckige Abfüllanlage für Ouzo und Wodka namhafter Markenhersteller vorfinden. Die hygienischen Zustände spotten jeglicher Beschreibung. Gleich neben den Abfüllschläuchen, die Toilette, Rattengift, sogar ein totes Tier. Eine Analyse der Fälschung ergab: �Es waren ja auch Bestandteile von Methylalkohol drinnen, glaube ich. Das ist natürlich das Problem, dass sich dieser Alkohol im Körper in Ameisensäure umwandelt und der Körper Probleme hat das abzubauen.� �Das macht dann eben doch eine gewisse Gesundheitsgefährdung aus.�
Gefälschter Parmaschinken, schmutziger Wodka oder gepanschter Wein: Der Handel trägt die Verantwortung, dass solche widerwärtige Produkte nicht beim Verbraucher landen. Und deshalb fragen wir beim Hauptverband des deutschen Einzelhandels nach: Kann man sich darauf verlassen, dass alle Produkte im Handel sauber sind? Der Einzelhandel stellt klar, dass er seinen Kunden keine Fälschungen ��andreht�, sondern selbst Opfer solcher Machenschaften wäre.�
Hellmut Stöhr von der Konsumenten-Organisation slowfood verlangt mehr Ethik im Handel. Und: Er ist skeptisch, ob mehr Behördenkontrolle das Problem löst.
Hellmut Stöhr, Slowfood Deutschland e.V.: �Die Frage ist aber, ob wir das richtige kontrollieren und das bezweifle ich ganz deutlich. Sehr häufig sind die Kontrollen nur im Bezug auf Schriftgröße auf einem Etikett. Aber uns interessiert doch wo das Produkt herkommt und ob das Produkt ein ehrliches und sauber hergestelltes ist und das muss kritischer kontrolliert werden.�
Zurück zu unserer Weinstichprobe. Heute Morgen liegen die Testergebnisse vor. Sie sind erschreckend.
Andreas Roßmann, Fa. Isolab GmbH: �Wir haben bei allen das Wasser gemessenen und den Alkohol gemessen und den Alkohol gemessen und die bisherigen vorliegenden Ergebnisse besagen, dass das Wasser bei mindestens drei Proben nicht den durchschnittlich zu erwarteten Werten für authentische Weine entspricht.�
Ein Wahnsinn: von sechs untersuchten Weinen sind drei eindeutig gepanscht. Zwei weitere verdächtig. Und wo Wasser dazugepanscht wurde, finden sich meist noch andere Stoffe.
Andreas Roßmann, Fa. Isolab GmbH: �In einem solchen Fall wäre Fremdzucker zugesetzt und möglicherweise Säuren.�
Italiens Weinskandal hat Deutschland erreicht.
http://www.br-online.de/daserste/report/archiv/2008/00466/